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Von Lucas zu Luus

Still

Filminfo

Otiginaltitel: Van Lucas naar Luus
Dauer: 18 Min.
Regie: Charlotte Hoogakker
Herkunftsland: Niederlande, 2005
Sprache: Niederländisch, deutsche Untertitel
Genre: Dokumentarfilm
Vorgeschlagene Altersgruppe: 8 - 10 Jahre

Inhalt

Luus wurde als Lucas geboren, als ein Junge. Aber in seiner Vorstellung ist er ein Mädchen. Was nun? Wie wird man ein Mädchen, und wie fühlt es sich an, immer noch ein Junge zu sein? Darf man in die Mädchenumkleidekabine oder muss man sich den Jungen anschließen? Was ist, wenn man Schwimmen geht? Luus zeigt und erklärt uns alles, indem sie die Fragen ihrer Mitschülerinnen und Mitschüler beantwortet.

Hauptthemen

Gender Dysphorie
Familie
Überwindung von Hindernissen – Kämpfen für eigene Rechte
Verhaltensweisen von Gleichaltrigen untereinander
Identität

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Hintergrund

(Da über Transgender bzw. Transsexualität selten gesprochen wird, bieten wir hier ein paar grundlegende Informationen an. Siehe auch LGBT Glossar)

Männlichkeit und Weiblichkeit sind nicht binär.
Die akzeptierten Verhaltensweisen und Konstrukte von Männlichkeit und Weiblichkeit ändern sich aufgrund der Zeit, in der wir leben, sind abhängig vom Ort, an dem wir leben, und von der sozialen Schicht, der wir angehören. Wo wir bestimmte Rollen für Männer und Frauen verbreiten und durchsetzen, festigen wir die Fundamente der Homophobie und Transphobie allein schon dadurch, dass wir bestimmte Verhaltensweisen von Männern und Frauen anerkennen und diesen Gültigkeit geben.

Wenn Menschen diese Rollen infrage stellen und die Grenzen zwischen ihnen verwischen, bekommen andere oft Angst und versuchen, diese wieder in die ihnen vertrauten Verhaltensmuster und Rollen zurückzudrängen. Manchmal geschieht dies durch Missbrauch und Gewalt.

Wie Menschen ihre Geschlechterrollen zum Ausdruck bringen, hängt von einer Vielzahl von Umständen ab, z.B. wie sie wohnen, wo sie arbeiten, wie viel Geld und Macht sie besitzen. Wenn Sie einen vollbesetzten Zug in London im 21. Jahrhundert betrachten, werden Sie sehen, wie Menschen durch Kleidung und Verhalten ihre Männlichkeit und Weiblichkeit zum Ausdruck bringen. Es wird Frauen geben, die kurze Röcke und hohe Schuhe tragen, Frauen in Jeans und flachen bequemen Schuhen sowie Frauen mit Kopftuch oder Burka. Dort wird es Männer in dunklen Anzügen und mit kurzen Haaren, Männer in Arbeitskleidung und Arbeitsschuhen, Männer mit langen Haaren sowie Männer in langen Gewändern und Kopfbedeckung geben. Wenn Sie die Kleiderschränke von denselben Menschen betrachten, werden Sie überrascht sein: die Frauen mit Jeans und flachen Schuhen können Blümchenkleider und Schminke besitzen, die Frauen mit hochhackigen Schuhen und kurzen Röcken mögen vielleicht auch Hosenanzüge, die Arbeiter tragen eventuell sehr enge bunte Hosen in ihrer Freizeit und der Mann im dunklen Anzug kann zu Hause in seinem Schrank Kleider und Perücken haben, die er gerne anzieht. Die Kopftuchträgerinnen, die Menschen mit einem Gewand oder einer Burka können ebenfalls eine Vielzahl westlicher Kleidungsstücke unterschiedlichster Stile besitzen, die beiden Geschlechtern zugeordnet werden können. Es gibt kein Entweder-oder. Doch wenn wir uns die Schulbücher zu den Themen Geschlechtsidentität und Geschlechterrollen anschauen, müssen wir feststellen, dass sie oft ein einfaches binäres System vermitteln.

Inwiefern fördert Stereotypisierung der Geschlechterrollen die Homo- bzw. Transphobie?
Wenn wir Aussagen, Bilder oder Geschichten zulassen, die Stereotype von Männern und Frauen verstärken, fördern wir engstirniges Denken über Männer und Frauen. Und in der Regel festigen jene Stereotype die negativen Konstrukte von Männern oder Männlichkeit sowie von Frauen oder Weiblichkeit. Damit entmutigen sie Menschen, die Möglichkeiten ihrer eigenen Geschlechtsidentität auszuleben, und lancieren abwertende Haltungen gegenüber denjenigen, die diese Konstrukte infrage stellen.

Wie können wir diese Stereotypisierung der Geschlechterrollen hinterfragen (und verändern)?
Wenn Sie an einer koedukativen Schule unterrichten, achten Sie darauf, dass Sie nicht Gruppen nach Geschlechtern einteilen. Denn dies ist ein sicherer Weg, um Stereotype und bestimmte Haltungen zu verstärken.

Stellen Sie außerdem sicher, dass alle Ihre Bücher und Bilder die ethnische Vielfalt des Landes widerspiegeln und dass sie Männer und Frauen sowie die Bandbreite ihrer unterschiedlichen Verhaltensweisen zeigen. Sie sollten auch darauf achten, dass diese ethnisch vielfältig sind: z.B. wenn sie Frauen zeigen, die Fernfahrerinnen sind, sollten diese nicht alle weiß und ohne Behinderung sein.

Sorgen sie dafür, dass jeder sexistischen Bemerkung oder Haltung in angemessener Weise entgegen getreten wird, und bringen Sie Ihren Schülern nahe, warum die Schule dies nicht akzeptiert.

Sensibilisieren Sie die Schülerinnen und Schüler für eine geschlechtergerechte Sprache und raten Sie ihnen, diese zu benutzen. Eine Gleichstellung der Geschlechter in der Sprache kann entweder durch Sichtbarmachung, wie „Lehrer/in“ oder „Student/in“, oder durch Neutralisierung, wie „Lehrkräfte“ oder „Studierende“, erreicht werden.

Das Regenbogenklassenzimmer soll ein Platz sein, an dem Geschlechterrollen als etwas Veränderbares erfahren werden können und somit den Schülerinnen und Schülern die Chance gegeben wird, herauszufinden, wie sie sich ihre Geschlechterrolle bzw. Geschlechtsidentität vorstellen.

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Unterrichtsvorschläge

A. Vor dem Film: Einführung  
  Übung 1 I am what I am: Ich bin was ich bin Partnerarbeit
B. Film zeigen  
C. Nach dem Film:  
  Übung 2 Erste Eindrücke Gruppenarbeit
  Übung 3 Freunde Gruppenarbeit
  Übung 4 Was? Einzelarbeit

A: Vor dem Film
Übung 1: I am what I am (Ich bin was ich bin): Gender Dysphorie

Erklären Sie den Schülerinnen und Schülern, dass nicht jeder als Junge oder als Mädchen geboren wird und dass das biologische Geschlecht sehr komplex ist. Es gibt Jungen, die sich nicht als Junge fühlen, genauso wie es Mädchen gibt, die sich nicht als Mädchen fühlen. Manchmal sieht jemand wie ein Junge aus, fühlt sich aber wie ein Mädchen, so wie die Hauptdarstellerin in dem Film. Luus erklärt, dass sie als Lucas geboren wurde, aber ihr war früh bewusst, dass sie ein Mädchen ist. Ihre Eltern fanden im Internet Informationen über Gender Dysphorie. Heute wird Lucas Luus genannt, was ein Mädchenname ist. Dieser Film beginnt mit dem Lied: „I am what I am“ (Ich bin was ich bin). Lucas kam auf die Welt als ein Junge und ist nun ein Mädchen. Im Film sehen wir viele Bilder von Lucas, wie er zu Luus wird.

Was bist Du?
Wie fühlst Du Dich?
Bringt Fotos von Euch mit, die zeigen, wie Ihr Euch im Laufe der Jahre verändert habt.

 

C: Nach dem Film
Übung 2: Erste Eindrücke

Zur Einteilung der ersten Eindrücke der Schülerinnen und Schüler können Sie diese vier Überschriften benutzen:

Dieser Film lässt mich …
Schlüsselmomente
Visuelle Aspekte
Fragen

Geben Sie den Schülerinnen und Schülern genügend Zeit, ihre ersten Eindrücke an die Tafel zu schreiben und den vier Überschriften zuzuordnen. Vielleicht müssen Sie die Überschriften kurz erklären:

Dieser Film lässt mich …
Unter dieser ersten Überschrift sollen sie die Gefühle auflisten, die sie während der Filmvorführung haben. Diese können sowohl den Inhalt betreffen, als auch Gefühle der Billigung oder Missbilligung sein.

Schlüsselmomente
Unter der zweiten Überschrift sollen sie Momente bzw. Szenen des Films aufschreiben, die ihnen gefallen haben: Momente, an die sie sich erinnern, Momente, die sie berührt haben.

Visuelle Aspekte
Die dritte Überschrift wird benutzt, um sich alle technischen Aspekte zu notieren, die ihnen beim Sehen des Films aufgefallen sind. Aspekte wie etwa die Kameraführung, Ton, Musik, Farbe, Beleuchtung, Umsetzung.

Fragen
Unter diesem Punkt sollen die Schülerinnen und Schüler Fragen formulieren zu dem, was sie nicht verstanden haben. Dies kann auch den Inhalt, die Charaktere, die Ausstattung, das Setting (Rahmen der Handlung), die Dialoge, die Handlung betreffen.

Durch die für sie bedeutenden Schlüsselszenen, wichtigen visuellen Aspekte und durch die von ihnen gestellten Fragen bekommen Lehrerinnen und Lehrer ein Bild davon, welche Themen die Schülerinnen und Schüler bewegen. Jeder von den Schülerinnen und Schülern genannte Punkt kann eine gute Grundlage für die weitere Diskussion sein.

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Übung 3: Freunde (Reaktionen von Gleichaltrigen)

Für Luus ist es sehr wichtig, wie ihre Freundinnen und Freunde reagieren. Sie fühlt sich durch ihre Eltern unterstützt, aber auch von ihren Freunden, sowohl von den Jungen als auch von den Mädchen. Ihre Freundinnen und Freunde sind ihr sehr wichtig. In der Grundschule kann sie sie selbst sein. Aber sie hat auch Angst vor Mobbing und dem Besuch der weiterführenden Schule.

Wie sicher ist Deine Schule Deiner Meinung nach?
Mobbst Du andere?
Wirst Du gemobbt?
Ist es möglich, offen anders zu sein?
Gibt es eine Anti-Mobbing-Strategie?
Existiert eine offene Atmosphäre?
Kann jede/r sie/er selbst sein und so sein, wie sie/er möchte?

Übung 4: Was? (Fragen von Gleichaltrigen)

In diesem Film stellen verschiedene Freundinnen und Freunde Luus alle möglichen Fragen. Wie fandest Du das und welche Empfindungen hattest Du dabei?
Luus beantwortet alle Fragen. Ihre Freundinnen und Freunde sind neugierig und wirklich interessiert an Luus Entwicklung.
Schreibe verschiedene Fragen auf, welche Du anderen Menschen stellen möchtest: Freundinnen und Freunden, Eltern, Nachbarinnen und Nachbarn, Brüdern, Schwestern, Großeltern, Lehrkräften, Stadträtinnen und Stadträten, Politikerinnen und Politikern.
Was möchtest Du wissen?
Was macht Dich neugierig?
Für was interessierst Du Dich?
Versuche, diesen Menschen Deine Fragen zu stellen.