Stock und Stein
Worte, die verletzen, und wie junge Menschen diese überwinden können
Filminfo
Originaltitel: Sticks and Stones
Dauer: 17 Min.
Regie: Jean Padgett
Herkunftsland: Kanada, 2001
Sprache: Englisch, deutsche Untertitel
Genre: Dokumentarfilm
Vorgeschlagene Altersgruppe: 8 - 10 Jahre
Inhalt
Kinder zwischen fünf und zwölf Jahren beschreiben, wie es ist, gehänselt und verspottet zu werden, weil ihre Familien nicht den traditionellen Geschlechterrollen entsprechen. Sie reden darüber, warum andere sie mobben oder beschimpfen und daran auch noch Vergnügen haben, sowie über das, was ihrer Meinung nach dagegen unternommen werden sollte.
Dieser kurze Dokumentarfilm wurde 2001 in Kanada für Kinder, Erzieherinnen und Erzieher, Lehrkräfte und Eltern gedreht. Der Titel bezieht sich auf den traditionellen englischen Reim “Sticks and stones / May break my bones / But words will never hurt me.” (Stock und Stein brechen mein Gebein, doch Worte bringen keine Pein) und stellt diesen infrage. Jede/r die/der schon einmal verbal schikaniert und gemobbt wurde, ist sich der Demütigung sehr bewusst, die damit einhergeht.
Die Kinder im Film besuchen Grundschulen in Vancouver und Toronto. Die Interviews mit diesen Kindern aus verschiedenen Familienkontexten finden während einer Schulveranstaltung gegen Diskriminierung statt. Sie geben den Zuschauerinnen und Zuschauern einen Einblick in die Themen Mobbing und Ablehnung von Vielfalt besonders in Bezug auf Verletzungen der traditionellen Geschlechterrollen und Homosexualität. Sie sagen ihre Meinung dazu, wie die Schule mit der Thematik umgehen sollte, anstatt so zu tun, als ob nichts geschehen sei.
Hauptthemen
Mobbing
Homophobie
Regenbogenfamilien
Verspottet bzw. beschimpft werden
Familie
Ziele
Kinder dazu ermutigen, über die Vielfalt der Möglichkeiten, männlich oder weiblich zu sein, über die verschiedenen Formen der Liebe, die eine Familie ausmachen können, sowie über die Wichtigkeit sich gegenseitig zu respektieren nachzudenken.
Einen Rahmen schaffen
Schaffen Sie zuerst den Rahmen für eine Umgebung voller Respekt und Integration:
- Achten Sie auf die Sprache: Benutzen Sie eine integrative Sprache. Vermitteln Sie, dass Familien nicht selbstverständlich aus Mutter, Vater und Kind(ern) bestehen, sondern dass es viele verschiedene Formen von Familie gibt. Benutzen Sie statt „Mütter und Väter“ das Wort „Eltern“ oder besser noch „Betreuerinnen und Betreuer“, um auch Pflegefamilien mit einzuschließen.
Setzen Sie nicht voraus, dass bestimmte Tätigkeiten nur von Männern oder nur von Frauen ausgeführt werden, wenn Sie sich auf Rollen innerhalb der Familie oder der Arbeit beziehen. Implizieren Sie nicht und benutzen Sie auch keine Beispiele, die implizieren, dass es Liebe nur zwischen Männern und Frauen gibt. - Bringen Sie die Rolle des Respekts ins Spiel: Jede/r muss der/dem anderen zuhören und ihr/ihm Respekt entgegenbringen. Als Lehrerin oder Lehrer sollten Sie auf eventuell diskriminierende oder beleidigende Kommentare unmittelbar, einfühlsam, aber bestimmt reagieren: „Wir benutzen dieses Wort nicht, weil es verletzend ist. Wie würdest du dich fühlen, wenn man mit dir so sprechen würde?”. So auch, wenn Aussagen gemacht werden, die auf Stereotypen basieren: „Was du sagst, mag manchmal zutreffen, aber oft trifft es eher nicht zu“, „Es gibt keine Regel dafür, dass Familien nur einen Vater und eine Mutter haben. Bei vielen ist es nicht so“, „Es ist nicht vorgeschrieben, dass Jungen Mädchen lieben und umgekehrt.“
Unterrichtsvorschläge
Aufgaben für die Schülerinnen und Schüler bevor Sie den Film zeigen (ungefähr eine Stunde):
- Familienbild: Alle Schülerinnen und Schüler malen das Haus (oder die Häuser, wenn sie getrennt lebende Elternteile haben), wo sie leben und die Menschen, mit denen sie zusammenleben und die sie lieben. (30 Minuten)
- Das Bild mit der Klasse teilen: Jede Schülerin und jeder Schüler erklärt der Klasse ihre/seine Zeichnung und sagt, was in diesem Bild ihre/seine Familie „besonders“ macht. (30 Minuten)
Aufgaben während der Filmvorführung (ungefähr 2 Stunden):
- Vor dem Beginn des Films soll jede/r in der Klasse ein Blatt Papier mit einem Stift in vier gleich große Teile aufteilen. (5 Minuten)
- 1:43 min: Halten Sie den Film an dieser Stelle an und fragen Sie die Klasse, was sie denkt, was die Familien gemeinsam haben. Fragen Sie außerdem die Schülerinnen und Schüler, was sie meinen, was eine Familie ausmacht. (15 Minuten)
- 3:26 min (nachdem die Schülerinnen und Schüler im Film darüber gesprochen haben, was „homosexuell“ bedeutet): Halten Sie den Film an und fordern Sie Ihre Schülerinnen und Schüler auf, ein Bild zu malen, das die Gefühle der Kinder im Film zu diesem Zeitpunkt ausdrückt. Die Schülerinnen und Schüler sollen hierfür das erste Viertel des Blattes benutzen. (10 Minuten)
- 7:20 min (nachdem die Schülerinnen und Schüler im Film erzählt haben, was das Schlimmste an Beschimpfungen ist): Halten Sie den Film an und fordern Sie Ihre Schülerinnen und Schüler auf, wieder ein Bild zu malen, das die Gefühle der Kinder im Film zu diesem Zeitpunkt ausdrückt. Diesmal sollen Schülerinnen und Schüler hierfür das zweite Viertel des Blattes benutzen. (10 Minuten)
- Bevor Sie mit dem Film fortfahren, fragen Sie die Klasse, was sie denkt, warum Menschen andere Menschen hänseln oder beschimpfen: „Wie fühlen sich Menschen, die gehänselt werden? Was denkt ihr über Menschen, die andere hänseln? Was denkt ihr über Menschen, die gehänselt werden? Was würdet ihr machen, um ihm oder ihr zu helfen?“ Schreiben Sie alle Antworten an die Tafel. (20 Minuten)
- 8:35-9:39 min (ein Cartoon erklärt die Herkunft des abwertenden englischen Begriffs „faggot“): Erklären Sie den Schülern den Begriff „faggot“ („Schwuchtel“, s. auch Glossar). „Gibt es andere Beleidigungen, die Kinder in eurer Klasse gehört haben und benutzen, um sich gegenseitig zu hänseln?“ Vielleicht können Sie auch über deren Herkunft Informationen herausfinden. (10 Minuten)
- 10:43 min (nachdem die Schülerinnen und Schüler im Film über ihre Antworten auf die traditionell und sozial auferlegten Rollen für Jungen und Mädchen gesprochen haben): Halten Sie den Film an und fordern Sie Ihre Schülerinnen und Schüler auf, wieder ein Bild zu malen, das die Gefühle der Kinder im Film zu diesem Zeitpunkt ausdrückt. Die Schülerinnen und Schüler sollen hierfür das dritte Viertel des Blattes benutzen. (10 Minuten)
- 11:10 min: Halten Sie den Film an und bitten Sie die Klasse genau dasselbe zu machen, was die Kinder im Film machen. Schreiben Sie alles an die Tafel, was die Schülerinnen und Schüler als Teil der männlichen Kultur ansehen (das heißt, was sie denken, das als notwendig erachtet wird, um zur Gruppe der Jungen und Männer zu gehören) und alles, was sie als Teil der weiblichen Kultur ansehen (das heißt, was sie denken, das als notwendig erachtet wird, um zur Gruppe der Mädchen und Frauen zu gehören). (20 Minuten)
- 13:42 min: Dies kann der richtige Moment sein, um die Klasse zu fragen, was sie über das denken, was an der Tafel über männliche Kultur, weibliche Kultur und Mobbing (Punkt e) geschrieben steht. Wer gibt dem Film Recht? Warum könnten Jungen etwas machen wollen, was als mädchenhaft bezeichnet wird, und warum könnten Mädchen etwas machen wollen, was als jungenhaft bezeichnet wird? (20 Minuten)
- Am Ende des Films bitten Sie die Schülerinnen und Schüler im letzten noch leeren Viertel des Blattes ein Bild zu malen, über das, was Sie beim Ansehen dieses Films empfunden haben. (15 Minuten)
Vorschläge und Aufgaben nach dem Film:
- Diskussion in der Klasse: „Welche neuen Begriffe habt ihr durch den Film gelernt? Wie viele unterschiedliche Möglichkeiten von Familie wurden in diesem Film gezeigt? Was würdest du tun, wenn jemand in deiner Klasse gehänselt wird?“
- Schauen Sie sich das Lied, das die Kinder im Film singen (“Sticks and stones / May break my bones / But words will never hurt me”), mit ihrer Klasse genau an. Diskutieren Sie, was dieses Lied bedeutet und ob die Aussage des Sprichworts stimmt oder nicht und wenn ja, in welchem Sinne.
- Zum Abschluss können sich die Schülerinnen und Schüler selber einen neuen Text für das Lied ausdenken, sodass jede/r selbst ihre/seine eigenen Ideen zu der Thematik entwickeln kann.